Aktuelles zum Thema Brustkrebsfrüherkennung

Aktuelles zum Thema Brustkrebsfrüherkennung

Reicht das Mammographie-Screening oder sollte es ergänzt werden?

Im Juni fand in Berlin eine Bundespressekonferenz über die Brustdiagnostik statt, die ein großes Medienecho zur Folge hatte. Aber die Flut von teilweise widersprüchlichen Informationen verursachte in der Bevölkerung einige Verunsicherungen.

Wiesbaden ist eine der Modellregionen, in denen das Mammographie- Screening vor ca. 15 Jahren eingeführt wurde. Dabei werden Frauen vom 50. Bis 69. Lebensjahr alle 2 Jahre zu einer Röntgenuntersuchung der Brust eingeladen. Ziel ist eine frühzeitige Entdeckung von bösartigen Brusttumoren, um hierdurch die Heilungschancen zu verbessern. Das Projekt zeigt positive Ergebnisse, aber es gibt auch Probleme, weshalb immer wieder kritische Diskussionen aufkommen.

Bei der Mammographie wird die Brust durchleuchtet. Die Untersuchung zeigt umso mehr Details, je höher der Anteil an Fettgewebe in der Brust ist. Dichtes Brustgewebe, das überwiegend bei jungen Frauen auftritt, ist schwierig zu durchleuchten. Deshalb wird bei jungen Frauen die Mammographie zur Früherkennung auch nicht empfohlen. Dichtes Brustgewebe tritt aber je nach Veranlagung auch bei älteren Frauen oder durch langjährige Einnahme von Hormonen auf. Das betrifft etwa 30-40% der Frauen ab dem 50. Lebensjahr. Dadurch ist die Treffsicherheit der Mammographie bei diesen Frauen schlechter und bedarf einer ergänzenden Untersuchung durch Ultraschall. Dies wird auch in den Leitlinien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften empfohlen, in den USA ist es sogar gesetzlich vorgeschrieben (www.areyoudense.org), und in Österreich wird die Ultraschalluntersuchung im Rahmen des Screenings bereits routinemäßig bei Frauen mit dichtem Brustgewebe durchgeführt. Im bundesweiten Projekt in Deutschland ist dies aber nicht vorgesehen.

Eine weitere Problematik im Screening ist, dass dies erst ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt wird. Aber ein Drittel der Brustkrebserkrankungen tritt bereits bei jüngeren Frauen auf. Da durch das Tasten meist erst größere Knoten entdeckt werden, wäre auch hier der Ultraschall im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung zu empfehlen. Besonders dringend wäre dies bei Frauen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko.

Von den Krankenkassen wird das aber nicht bezahlt. Daher bieten viele Frauenärzte und Radiologen den Brustultraschall gegen extra Bezahlung an (IGEL=Individuelle Gesundheits-Leistung). Dies wird von den Krankenkassen heftig kritisiert, und der sogenannte IGEL-Monitor (ein Bewertungsportal der Krankenkassen) stuft den Nutzen der Ultraschalluntersuchung als „unklar“ ein.

Fakten zur Untersuchung durch Brust Ultraschall: Zahlreiche internationale Studien haben bewiesen, dass die Entdeckung von Brustkrebs in frühen Stadien vor allem bei jungen Frauen und dichtem Brustgewebe durch den Ultraschall deutlich gesteigert werden kann.

Kritiker behaupten, dass durch den Ultraschall häufig falscher Alarm ausgelöst wird. – Die meisten Studien zeigen das aber nicht. Andere Kritiker behaupten, dass frühe Tumorstadien durch den Ultraschall nicht erkannt werden. – Die Studienergebnisse zeigen aber, dass die verbesserte Diagnostik vor allem Frühstadien betrifft.

Die aktuellen Leitlinien zur Früherkennung, die auf fundierten wissenschaftlichen Fakten basieren, unterstreichen die Notwendigkeit, die gesetzlich vorgeschriebene Früherkennung zu verbessern. Allerdings wird angemerkt, dass als Voraussetzung für die Ultraschalluntersuchung eine Qualitätssicherung entsprechend den wissenschaftlichen Standards gefordert werden muss. Da dies jedoch Zeit nicht flächendeckend gewährleistet ist und die Gesundheitspolitik keine Maßnahmen zur Verbesserung der Qualitätsstandards ergreift, ist eine bessere Früherkennung nur auf individueller Basis möglich, nicht aber flächendeckend, wie das für den Einsatz im Screening nötig wäre.

 

Zum Autor

Prof. Dr. Helmut Madjar war langjährig an der Universitäts-Frauenklinik Freiburg und an der DKD Helios Klinik in Wiesbaden tätig. Seit kurzem arbeitet er in der Frauenarztpraxis mit Dr. Seabert: An den Quellen 1 in Wiesbaden